Die Wikinger
Die Wikinger
Im Jahr 793 wurden die Mönche auf der Insel Lindisfarne an der englischen Westküste von Wikingern überfallen. Dieses Datum gilt als Beginn der Wikingerzeit – und ist der Anfang der langen Erzählung über die Wikinger als brutale Räuber. Aber auf ihren Reisen waren sie auf ihre Fähigkeiten als Seeleute und ihr Wissen über die Navigation anhand der Sterne und eines Kompasses angewiesen. Zudem mussten sie die Kunst beherrschen, Boote zu bauen, die viele Männer und schwere Lasten für mehrere Tage über das offene Meer transportieren konnten. Auf dem Heimweg führten sie nicht nur Gold und andere Schätze mit sich, sondern brachten auch Wissen und Inspiration aus anderen Teilen der Erde mit nach Hause. Manches davon wurde in Form von Sklaven importiert, Mönche und Priester waren buchstäblich lebendige Wissensträger.
Im Schatten ihres Rufes als Räuber waren die Wikinger auch tüchtige Geschäftsleute. Sie brachten Seide aus Persien und Münzen aus dem Mittleren Osten in die Heimat. Die Handelsrouten der Wikinger reichten über russische Flüsse und das Kaspische Meer bis nach Bagdad, über das offene Meer bis nach Island und durch die Straße von Gibraltar in den Mittelmeerraum und nach Italien. Sie ließen sich an vielen Orten nieder und herrschten über Shetland, die Orkney-Inseln, Färöer, Irland und später auch über Island und Grönland. Der nördliche Teil Frankreichs, die Normandie, hat ihren Namen nach den Nordmännern und Wikingern erhalten.
Zuhause warteten die Frauen. Mit unzähligen Schlüsseln für die vielen Häuser und Zimmer des Hofes waren sie die Geschäftsführerinnen an Land. Damit die Männer aufs Meer hinaussegeln konnten, brauchten sie Segel und für diese waren die Frauen verantwortlich. Die großen Wikingerschiffe hatten Segel mit einer Fläche von 100 Quadratmetern. Hierzu benötigten sie 200 Kilo Wolle von rund 2.000 Schafen – und hunderte Arbeitsstunden. Die Frauen der Wikinger waren freier als die Frauen anderswo in Europa. Ihnen gehörte ihre Mitgift, sie hatten das Erbrecht und konnten sich scheiden lassen. Einer der bedeutendsten Funde in Norwegen aus der Wikingerzeit ist das 22 Meter lange Oseberg-Schiff. Das Schiff befand sich in einem Grab, in dem zwei Frauen beerdigt waren.
Nordische Mythologie und christlicher Glaube
Die Wikinger glaubten an ihre nordischen Götter. Nach dem Tod konnten sie an verschiedene Orte gelangen. Wenn man im Kampf starb, kam man nach Walhalla. Ein Ort mit ewigen Festen und Kriegen.
Der wichtigste Gott war Odin. In den nordischen Sprachen ist er auch heute noch zugegen: Als Namenspatron für den Mittwoch – onsdag. Auf Altenglisch hieß er Woden, hieraus entwickelte sich die Bezeichnung Wednesday. Und auch auf Deutsch hieß dieser Tag lange Wodanstag. Ein wahrscheinlich ebenso bekannter Gott der Wikinger ist Thor mit dem Hammer, mit dem er für Blitz und Donner sorgte. Ihn gibt es heute noch im nordischen tordag, im englischen Thursday und dem deutschen Donnerstag.
Auf ihren Reisen – und Verwüstungen – durch Europa trafen die Wikinger auf den christlichen Glauben. König Olav Haraldsson reiste viele Jahre lang durch Europa, bis nach Palästina und Süditalien. Er ließ sich 1013 in Rouen in der Normandie taufen. Nach seiner Rückkehr nach Norwegen ergriff er die Macht und christianisierte das Land. Er kam 1030 bei der Schlacht bei Stiklestad ums Leben. Dies gilt als das Ende der Wikingerzeit.
Und Olav wurde zu Olav dem Heiligen. Sein Körper wurde ein Jahr nach seinem Tod beigesetzt und seine Überreste wurden in einem Schrein auf dem Hochaltar der Klemenskirche in Nidaros aufbewahrt. Die Verehrung von Olav dem Heiligen griff auf ganz Nordeuropa über und in ganz Skandinavien, Europa und sogar in Städten wie Nowgorod, London und York wurden St. Olavs-Kirchen errichtet.
Auch Nidaros wurde zu einer Pilgerstätte. In Trondheim begann man mit dem Bau des Nidarosdoms über der Grabstätte von Olav dem Heiligen. Die Kirche ist heute die größte gotische Kathedrale in ganz Nordeuropa.
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